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27.05.2024
„Sport und Bewegung muss als integraler Bestandteil des Schulalltags verstanden werden.“ Das betont Katja Köhler-Nachtnebel, Vizepräsidentin Schule, Bildung und Personalentwicklung des Landesportbundes Hessen (lsb h). Ab dem Schuljahr 2026/27 gibt es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen, wodurch sich der Stellenwert des Sports erhöht. „Im schulischen Ganztag brauchen wir tägliche, fächerübergreifende Bewegungsangebote“, erläutert die Vizepräsidentin. „Sonst besteht die Gefahr, dass sich Kinder künftig weniger bewegen und ungesünder aufwachsen.“ Seine Positionen hat
der lsb h zusammen mit der Sportjugend Hessen in einem Grundlagenpapier zusammengestellt, das dem Hessischen Kultusministerium jetzt vorgelegt wurde. „Der schulische Ganztag hat einen Bildungsauftrag und darf nicht als reine Betreuungszeit verstanden werden“, unterstreicht Köhler-Nachtnebel und fügt hinzu: „Ohne Sport ist dieser Bildungsauftrag nicht umsetzbar, weil lernen und bewegen eins sind. Wir wollen deshalb als wichtiger Bildungspartner unsere gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung und den kommunalen Partnern fortsetzen.“
Das Papier zeigt beispielsweise auf, dass im Ganztag tätige Vereine besser eingebunden werden müssten. „Wir brauchen mehr Kooperationen auf Augenhöhe“, erklärt Köhler-Nachtnebel. Zudem müssten Kooperationsangebote finanziell auf lange Sicht abgesichert sein. „Hierfür muss das Landesprogramm ‚Schule und Verein‘ finanziell aufgestockt werden“, betont Köhler-Nachtnebel. Um Vereinen den Einstieg in den schulischen Ganztag zu erleichtern, seien außerdem unbürokratische, ehrenamtsfreundliche Regelungen und eine hessenweit einheitliche Finanzierung notwendig.
Um Sport und Bewegung im schulischen Ganztag nachhaltig zu etablieren, spielt außerdem das Thema Qualifizierung eine entscheidende Rolle. Dass es nicht nur auf gut ausgebildete Sportlehrer*innen ankomme, wird im Papier hervorgehoben. „Alle eingesetzten Fachkräfte sollten Bewegungskompetenzen besitzen, um zu einem aktiven Schulalltag beitragen zu können“, hebt Köhler-Nachtnebel hervor und ergänzt: „Wir bilden Fachkräfte gerne weiter, benötigen dafür aber bessere finanzielle Rahmenbedingungen.“ Ebenfalls wichtig: Die Einbindung ausgebildeter Übungsleiter*innen von Vereinen, die im Rahmen von Kooperationsprogrammen Verantwortung übernehmen. Damit das dauerhaft gelingt, braucht es zusätzliche Anreize, wie Köhler-Nachtnebel anmerkt. „Ein Anspruch auf bezahlte Freistellung
muss gesetzlich verankert werden“, hält Köhler-Nachtnebel fest.
Wie wichtig eine passende Infrastruktur ist, wird im Papier ebenfalls hervorgehoben. Insbesondere im schulischen Ganztag müssten Kinder ihrem Wunsch nach freiem Spiel und Bewegung nachkommen können, verdeutlichen lsb h und Sportjugend. Zudem müssten Sport- und Bewegungsräume gemeinsam mit dem organisierten Sport geplant und weiterentwickelt werden, um eine nachhaltige und abgestimmte Nutzung zu ermöglichen. „Beim Ausbau der Schulen ist es aus unserer Sicht zwingend erforderlich, dass die Kommunen die Vereine und Sportkreise kontinuierlich einbinden“, unterstreicht Köhler-Nachtnebel. Des Weiteren spricht sich der lsb h dafür aus, den schulischen Ganztag zeitlich zu begrenzen, damit schulische Sport- und Bewegungsangebote nicht mit dem Vereinssport konkurrieren. „Der Ganztag sollte bis maximal 16 Uhr begrenzt werden“, sagt Köhler-Nachtnebel. Nicht zuletzt machen sich lsb h und Sportjugend Hessen dafür stark, dass Vereinstraining und -freizeiten in den Ferien als Betreuungszeit im Sinne des Ganztagsfördergesetzes anerkannt werden. „Schüler*innen und Eltern sollten selbst entscheiden, welche Art von Betreuung sie nutzen wollen“, betont Köhler-Nachtnebel und fügt hinzu: „Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass ein Anspruch auf Freistellung für Vereinstraining gesetzlich verankert wird.“
Der lsb h setzt sich seit vielen Jahren für mehr Bewegung an Hessens Schulen ein, unterstützt Kooperationen mit Vereinen und initiierte bereits Kampagnen wie „Sport bildet und bewegt in Schule und Verein“. Die tägliche Sportstunde ist die Vision. In Modellprojekten wurde sie bereits erfolgreich umgesetzt, doch etabliert ist sie noch lange nicht. Dabei zeigen zahlreiche Studien, dass sich Bewegung positiv auf den Lernerfolg auswirkt. Dass sich Kinder und Jugendliche besser konzentrieren können, wenn sie sich im Schulalltag regelmäßig sportlich betätigen und dafür gute Rahmenbedingungen vorfinden. Doch die Realität an den meisten Schulen im Land sieht anders aus. Das zu ändern ist dem lsb h angesichts der steigenden Bedeutung von Ganztagsschulen ein zentrales Anliegen.
Das Grundlagenpapier kann online eingesehen werden: yourls.lsbh.de/ganztag