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17.04.2020

6 Fragen an... Alon Meyer, TuS Makkabi Frankfurt 1965 e.V.

In der Rubrik „6 Fragen an…“ beantworten Vereinsvorstände Fragen zur ehrenamtlichen Arbeit, zur Situation des Vereins sowie zum Sport in Frankfurt allgemein. Für diese Ausgabe hat sich Alon Meyer, Präsident des TuS Makkabi Frankfurt 1965 e.V., Zeit für den Sportkreis genommen. Mit elf Sportarten und über 1.800 Mitgliedern gehört der Mehrspartenverein zu den 20 größten in Frankfurt. Um seine Abteilungen nicht mehr auf über 15 Sportstätten in der Stadt verteilen zu müssen, soll es im Sommer mit dem Bau des eigenen Sportzentrums im Dornbusch losgehen.

Seit Bestehen macht der Verein jüdisches Leben in Frankfurt sichtbar und verdeutlicht, dass es zu unserer Gesellschaft gehört. „Den TuS Makkabi zu gründen, war nach dem Nationalsozialismus und dem schrecklichen Holocaust ein wichtiges Signal. Für diesen Schritt bin ich dem Verein dankbar“, so der Sportkreisvorsitzende Roland Frischkorn. „Angesichts der massiven Rechtsentwicklung müssen wir als Sport mehr denn je deutlich machen, dass wir für Vielfalt, Toleranz, Respekt und Demokratie stehen. Die Männer und Frauen des Vereins leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.“

Sportkreis Frankfurt: Warum engagieren Sie sich für den TuS Makkabi Frankfurt?

Alon Meyer: Seit ich denken kann, bin ich bei Makkabi Frankfurt als Sportler aktiv. Später dann auch als Schiedsrichter und Trainer. Gründungsmitglied und Vorsitzender war mein Vater – und er war mein Vorbild. Mein Vater hat mich schon früh gelehrt, Verantwortung zu übernehmen. Und so war es vielleicht logische Konsequenz, dass auch ich Präsident dieses Vereins werden wollte. Und das nicht nur, um ihn sportlich weiter zu entwickeln, sondern weil es mir ein Anliegen ist, jüdisches Leben in Deutschland, in meiner Heimatstadt Frankfurt, lebendig und sichtbar zu machen, inmitten unserer Gesellschaft!

Sportkreis: Hat sich die Vorstandsarbeit in den letzten Jahren verändert? Worauf kommt es besonders an?

Meyer: Nun, Makkabi Frankfurt hat sich in den letzten Jahren von den Mitgliederzahlen her enorm entwickelt. Ein Grund dafür war die Änderung der Strategie. Weg vom in sich gekehrten, hin zum offenen neuen deutsch-jüdischen Selbstverständnis.

Wir zählen knapp 2.000 rein aktive Sportler*innen, gehören also zu den personenmäßig stärksten Vereinen der Stadt. Nach wie vor haben wir keine eigene Sportanlage, was sich nun endlich ändern soll. Unser Bauvorhaben fordert seit langem Manpower, Einsatz und Geduld.

Wir haben sehr erfolgreiche Mannschaften, ganz besonders im Junioren-Fußballbereich, was einen Pool qualifizierter Trainer und Betreuer erfordert. Und, wie schon gesagt, wollen wir über den Sport hinaus jüdisches Leben sicht- und spürbar machen. Das braucht kreative und engagierte Mitstreiter.

Mit diesen Einzelbeispielen möchte ich sagen: Je nach sich verändernden Zielen verändert sich auch die Anforderung an die Vereinsführung. Es braucht einen Vorstand, der harmoniert und in den sich jeder gleichermaßen einbringt. Das ist nicht immer einfach, aber gerade diese Pläne und Visionen sind auch enorm motivierend!

3. Sportkreis: Welches Thema beschäftigt Sie derzeit am meisten?

Meyer: Leider gibt es bei all dem Positiven auch negative Entwicklungen, mit denen wir als jüdischer Verein besonders stark zu kämpfen haben. So sind wir immer wieder Opfer antisemitischer Anfeindungen. Das ist kein neues Thema, aber wir erleben es in letzter Zeit noch viel extremer – eine Rolle spielt dabei sicherlich der Zustrom muslimischer Mitbürger und der politische Rechtsruck mit einer beängstigend starken AfD. Wir haben beschlossen, das Thema proaktiv anzugehen. Das heißt, wir arbeiten an präventiven Maßnahmen und suchen den Austausch mit gegnerischen Vereinen.

Sportkreis: Gibt es etwas, das Sie hervorheben möchten?

Meyer: Wie schon gesagt, ist Makkabi Frankfurt zu einem der größten Frankfurter Sportvereine gewachsen – wie könnte ich darauf nicht stolz sein! Es sind zum einen die großen Zeichen der deutsch-jüdischen Versöhnung, wenn beispielsweise eine 50 Meter lange, blau-weiß beklebte Makkabi-U-Bahn mit großen Davidsternen seit fünf Jahren unbeschädigt durch Frankfurt fährt oder auch, dass das Architektenbüro Albert Speer & Partner unsere neue Heimat plant.

Aber oft sind es auch die weniger sicht- oder zählbaren Dinge, die mich bewegen. Etwa, wenn wir zu gegnerischen Teams, mit denen früher viel schief gelaufen ist, einen freundschaftlichen Umgang entwickeln können. Oder wenn unsere Mitglieder mit Stolz und aus Überzeugung das Trikot mit dem Davidstern tragen, obwohl sie vielleicht gar nicht jüdisch sind, sondern sich einfach mit dem Verein identifizieren und solidarisieren – und es damit ganz bestimmt nicht immer leicht haben!

Sportkreis: Gibt es ein Sportprojekt, das Sie besonders gut finden?

Meyer: Neben vielen neuen Projekten, die wir bei Makkabi gerade aus der Wiege heben, freue ich mich ganz besonders auf den Winter 2021/22. Dann wird Makkabi Deutschland die 1. Internationalen Winter Games in sechs unterschiedlichen Sportarten veranstalten. Nach den überragenden European Maccabi Games 2015 in Berlin, die heute noch in aller Munde sind, wird das ganz bestimmt ein weiteres unvergessliches Highlight für Makkabi, die jüdische Sportwelt und die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland und Europa!

Sportkreis: Welche Rolle spielen Sportvereine für Frankfurt?

Meyer: In einer Zeit, in der „Freundschaften“ über soziale Medien gepflegt werden oder auch „Sport“ digital betrieben wird, sehe ich es als Muss, gerade Kinder und Jugendliche auf den Sportplatz oder in die Sporthalle zu holen. Handyfreie Zeit und aktive sportliche Betätigung sind Dinge, die leider keine Selbstverständlichkeit mehr sind.

Ein weiteres wichtiges Thema ist, dass sich unsere Gesellschaft stark verändert hat. Gerade für Kinder und Jugendliche, aber generell für jeden, ist es wichtig, eine Anlaufstelle zu haben, einen Ort, an dem sie Zusammengehörigkeit erfahren, wo man ihnen Werte vermittelt, wo sie vielleicht ein Stück weit aufgefangen werden. Der Verein ist längst nicht mehr nur der Ort, an dem man seinen Sport ausübt. Vereine haben eine soziale Verantwortung und Aufgabe, gerade in einer multikulturellen Stadt wie unserem schönen Frankfurt!

Alon Meyer, seit 1978 im Verein und seit 2007 Präsident des TuS Makkabi Frankfurt, möchte den Verein weiterentwickeln und jüdisches Leben in Deutschland sichtbar und lebendig machen. Fotos: TuS Makkabi

Elf Sportarten und über 1.700 Mitglieder stark: der TuS Makkabi aus dem Dornbusch gehört zu den 20 größten Vereinen in Frankfurt.

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