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14.10.2020

6 Fragen an… Uwe Hornung, Turn- und Sportgemeinde Frankfurt-Oberrad e.V. 1872

Im Frankfurter Süden ist die TSG Frankfurt-Oberrad e.V. 1872 eine der großen Adressen im Vereinssport. Für „6 Fragen an…“ haben wir mit Uwe Hornung gesprochen, der dem Verein seit 1967 angehört, seit 1998 als Vorsitzender. Mit rund 1.300 Mitgliedern gehören die Oberräder zu den 25 größten Vereinen der Stadt. Einen Status, den sich der Verein erarbeitet hat. Sportkreisvorsitzender Roland Frischkorn: „Die TSG Oberrad hat mit dem Bau der eigenen Halle im Jahr 1926 früh Verantwortung für Bewegung im Stadtteil übernommen. Mit Kreativität und großem Engagement schafft es der Verein, auf begrenztem Raum immer wieder neue Orte für Sport zu schaffen.“

Einen veralteten Sanitärbereich haben die Oberräder in einen Raum für Pilates-, Fitness- und Yogakurse umgewandelt. In der ehemaligen Garderobe gibt es nun das „Kraftwerk“ für Fitness- und Kraftsport. Die vereinseigene Kegelbahn ist ebenfalls Geschichte, an ihrer Stelle soll ein weiterer Gymnastikraum entstehen. Auch auf den Ausbruch der Corona-Pandemie hat der Verein kreativ und schnell reagiert und ein umfassendes Online-Sportangebot erstellt.

Sportkreis Frankfurt: Warum engagieren Sie sich im bzw. für Ihren Verein?

Uwe Hornung: „Von der Wiege bis zur Urne – turne, turne, turne“ das wusste schon Joachim Ringelnatz. Ich bin mit zwei Jahren in die TSG gekommen, denn schon meine Eltern waren Turner. Ich hatte wohl etwas Talent und die Sportvereinsstruktur war hilfreich für die Turnkarriere. Mein Weg ging vom Vereinsmeister über den Stadtmeister zum Gaumeister, danach Hessenmeister, Deutscher Meister in der Jugend, bis hin zur Teilnahme an den Weltmeisterschaften 1985 und 1987. Ich hatte Glück, bei den Stadtmeisterschaften 1974 meinen Trainer Heiko Reinemer zu treffen. Er machte das, was wir im Turngau Frankfurt heute noch fördern: Er suchte Nachwuchstalente! An der Deutschen Turnschule hinter dem Waldstadion trainierte ich mein halbes Leben. Ich kann sagen, dass ich seit 53 Jahren in Turnhallen abhänge. Turnhallen beruhigen die Nerven – vielleicht ist das mein Hauptgrund!

Nach dem verletzungsbedingten Aus bei der Qualifikation zu Olympia 1988 in Seoul wechselte ich die Seiten. Ich begann als Übungsleiter in der Turnabteilung meines Vereins. 1998 war die Position des 1. Vorsitzenden vakant und ich bereit. Ich war der jüngste und bin mittlerweile der am längsten amtierende Vorsitzende der TSG. Dies hat auf den Erfolg unserer TSG übrigens keinen Einfluss, denn wir sind ein Team und ohne die Vorstandskollegen wären wir heute nicht da, wo wir sind!

Sportkreis: Hat sich die Vorstandsarbeit in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie? Worauf kommt es besonders an?

Hornung: Vorstandsarbeit bedeutet Verantwortung zu übernehmen, viel Zeit zu investieren und rechtskonforme, zukunftssichere und (sport)innovative Entscheidungen zu treffen. Mitstreiter zu finden ist schon deshalb schwierig, weil wir keine Zeit haben zu suchen. Sich ehrenamtlich zu betätigen, immer wenn Zeit dafür ist, funktioniert nicht mehr, denn Vereine sind jetzt Sport-Dienstleister. Die Anforderungen an die Vorstandsämter sind nur mit gutem Willen nicht mehr zu stemmen. Rechtliche, steuerliche oder finanzielle Verordnungen gelten für einen Verein genauso wie für eine Firma. Wir versuchen für jeden Bereich einen ehrenamtlichen Profi zu gewinnen, aber das wird auf lange Sicht nicht gelingen. Wir arbeiten darauf hin, eine/n professionellen Geschäftsführer*in einzustellen, der die Basis regelt, damit wir wieder Zeit haben, uns um den Sport und unsere Visionen für die Zukunft zu kümmern.

Sportkreis: Wie wirkt sich die Corona-Epidemie auf Ihren Verein aus? Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?

Hornung: Corona hat zwei Seiten! Die „Licht“-Seite: TSG goes online! Unsere fabelhaften Übungsleiter haben noch am Wochenende des Lockdowns im März den YouTube-Kanal der TSG Oberrad eröffnet. Die Videos wurden immer professioneller und die Mitglieder haben regen Gebrauch davon gemacht. Räumlich getrennt, aber immer vereint. Darüber hinaus haben wir die leeren Sportstätten genutzt und lange geplante Sanierungen und Modernisierungen abgeschlossen. Die TSG erstrahlt an vielen Stellen im neuen Glanz. Wir nutzen das Momentum und planen „Ehrenamt digital“. Die Geschäftsstelle und unsere Mitarbeiter werden mit Laptops ausgerüstet, um im Falle des nächsten Lockdowns den Verein von Zuhause zu führen. Alle Sporträume bekommen eine Wifi-Anbindung, um direkt von dort aus streamen zu können.

Die „Schatten“-Seite der Medaille betrifft Menschen, Mitglieder, Sportarten und damit den Verein im Kern. Die Organisation des Sports in der Krise kostet alle viel Zeit und Kraft. Einige Sportarten mussten lange warten auf den Neustart. Die notwendigen Beschränkungen machen vieles schwierig oder unmöglich. Austritte aus dem Verein sind leider vermehrt die Folge. Besonders schlimm empfinde ich die Situation für unsere Kinder- und Jugendlichen.

Sportkreis: Gibt es etwas im Verein, das Sie besonders stolz macht / etwas, das Sie hervorheben möchten?

Hornung: Wir sind eine bunte Gemeinschaft. In unseren Sportstunden finden Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln, Ansichten aber auch mit unterschiedlichem Temperament zueinander. Das ist gut so. Unsere Übungsleiter sind ausnahmslos fabelhaft. Ich liebe es, wenn Mitglieder aus den Stunden kommen, geschwitzt, abgekämpft, aber glücklich. Dann habe ich das gute Gefühl, dass wir alles richtig gemacht haben. Im Jahr 2022 feiern wir unser 150-jähriges Vereinsjubiläum. Ein großes Team hat sich bereits gebildet und ich bin sicher: Das Jubiläumsjahr wird der Knaller!

Sportkreis: Gibt es ein Sportprojekt (außerhalb Ihres Vereins), das Sie besonders gut finden?

Hornung: Der Turngau Frankfurt möchte, mit Hilfe der Stadt Frankfurt, eine Gerätturnhalle mit feststehenden Geräten erschaffen, als notwendige Alternative zur Turnschule des HTV/DTB hinter dem Waldstadion. Ein Projekt, welches den Frankfurter Vereinen hilft, den Breitensport wieder auf ein höheres Level zu bringen. Dies würde auch der massiven Hallenknappheit des Turnsports in Frankfurt helfen, denn die Zeiten für den Breitensport in der vom HTV geführten Turnschule sind hart umkämpft und fallen aufgrund von Corona noch immer aus. In Frankfurt hat das Turnen Geschichte geschrieben. Geschichte wollen wir gar nicht schreiben, wir wollen nur eine Gerätturnhalle. Ein tolles, aber vermutlich langwieriges Projekt...

Sportkreis: Welche Rolle spielen Sportvereine Ihrer Ansicht nach für Frankfurt?

Hornung: Eine unverzichtbare. Die Vereine sind die soziale Kompetenz der Stadtteile. Bei uns treffen sich jedes Alter, jeder Religion, Hautfarbe oder Herkunft. Dies ist keine Ausnahme in Oberrad, sondern die Regel in einer Weltstadt wie Frankfurt. Die Angebote der Frankfurter Vereine sind unfassbar weit gefächert. Hier findet wirklich jeder seinen Sport, ob zum Turnen, Ball spielen, Laufen, Austoben, Schwitzen, Abreagieren, Chillen oder einfach um fit und gesund zu werden oder zu bleiben.

Konstant fortschrittlich: Die TSG Frankfurt-Oberrad schafft vor allem in den letzten 20 Jahren immer wieder neue Räume für Sport und Bewegung. Foto: TSG Frankfurt-Oberrad

Langjähriger Begleiter und Gestalter: Uwe Hornung steht dem Verein seit 1998 vor, im Jahr 2000 übernahm die TSG ihre Halle in der Spatzengasse von der Stadt Frankfurt zurück. Foto: Sandra Böttcher

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