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09.12.2020

6 Fragen an... Hanne Zoltobrocki, Turn- und Spielvereinigung 1872 Schwanheim e.V.

Mit „6 Fragen an…“ richtet sich der Sportkreis Frankfurt an Vorsitzende, deren Vereine exemplarische Arbeit leisten. Dieses Mal hat sich Hanne Zoltobrocki Zeit genommen, Vorsitzende der Turn- und Spielvereinigung 1872 Schwanheim. Die ehemalige Sportlehrerin und gelernte Sportphysiotherapeutin war bereits von 1983 an für zehn Jahre als Übungsleiterin in Schwanheim aktiv. Seit 2018 ist Zoltobrocki wieder dabei, in führender Position seit 2019. Wie viele Vereine bieten die Schwanheimer*innen derzeit ein Online-Sportprogramm an, um während der Pandemie zumindest den bewegungsaktiven Teil des Vereinslebens teilweise aufrecht zu erhalten. Vor allem das soziale Vereinsleben sieht die Vorsitzende dadurch aber nicht ersetzt.

In ihrem Programm hat die Turn- und Spielvereinigung viele gesundheitsfördernde Kurse für Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit, darunter Fitnessgymnastik, Pilates, Angebote für Menschen ab 60 sowie das Format „Aktiv bis 100“. Sportkreisvorsitzender Roland Frischkorn: „Die TuS Schwanheim ist ein gutes Beispiel dafür, dass Sport mehr ist als Wettkampf. Der Verein steht auch für die zahlreichen präventiven und rehabilitativen Angebote des organisierten Sports, die den Mitgliedern auch in Corona-Zeiten wieder dringend zugänglich sein müssen.“


Sportkreis Frankfurt: Warum engagieren Sie sich im bzw. für Ihren Verein?

Hanne Zoltobrocki: Ich bin seit meinem 9. Lebensjahr immer in einem Verein gewesen. Sport ist für mich eine Freude und Bereicherung. Sport habe ich auch zu meinem Beruf gemacht, zunächst als Sport- und Gymnastiklehrerin, später als Physiotherapeutin mit Schwerpunkt medizinische Trainingstherapie.
Die Freude an Sport und die Sinnhaftigkeit der Bewegung genauso wie die Einbindung in eine soziale Gemeinschaft sind meine Beweggründe, die ich auch gerne weitergeben möchte.

Sportkreis: Hat sich die Vorstandsarbeit in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie? Worauf kommt es besonders an?

Zoltobrocki: Ja, sie hat sich verändert. Sie ist anspruchsvoller geworden und dynamischer. Die neuen Medien zu beherrschen und sich dort als Verein zu platzieren erfordert viel neues Wissen. Die alte Stammtischmentalität ist passé, die Kommunikation findet auf anderen Kanälen statt und wir im Vorstand müssen flexibel reagieren, auch auf neue Strömungen/Sportarten, um für unsere Mitglieder attraktiv zu bleiben. Aber auch die Anforderungen durch den Gesetzgeber an die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind gestiegen. Das merken wir auch intensiv im Betrieb unserer Sporthalle und der zugehörenden vermieteten Immobilien-Teile. Das ist längst nicht mehr ausschließlich ehrenamtlich verwaltbar. Bei allen Veränderungen ist bei uns im Vorstand aber der respektvolle und freundliche Umgang miteinander besonders wichtig.

Sportkreis: Wie wirkt sich die Corona-Epidemie auf Ihren Verein aus? Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?

Zoltobrocki: Der Sportbetrieb ist ein wichtiger Bestandteil in unserer aller Leben. Neben der persönlichen Fitness ist die Teilnahme am Vereinssport auch ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens. Wie in dieser Zeit für alle sozial relevanten Einrichtungen, hat auch die Schließung unserer Turnhalle und damit des Sportbetriebes zu großer Traurigkeit bei vielen Mitgliedern geführt. Wir bemühen uns, ein Angebot per Web-Kamera oder Videos bereitzustellen. Das beschäftigt uns sehr, da es völlig neue Anforderungen an unsere Übungsleiter und Techniker im Vorstand stellt. Diese Online-Angebote können aber kein dauerhafter Ersatz für den „analogen“ Sportbetrieb sein, zu dem auch mal das nette Gespräch und der Meinungsaustausch gehören.

Wir nutzen die Zeit für einige Umbaumaßnahmen unserer Turnhalle, was ebenfalls viel Aufmerksamkeit und Zeit erfordert. So entsteht im Moment unter anderem eine rollstuhlgerechte Toilette. Gedanklich sind wir jedoch bei unseren Mitgliedern, denen wir wünschen, möglichst infektionsfrei durch diese Zeit zu kommen, sowie bei unseren Mietern, zu denen auch ein Gastwirt gehört. Denn neben unseren gesundheitlichen Wünschen, wissen wir auch um die wirtschaftlichen Sorgen und Ängste unserer Mieter.

Sportkreis: Gibt es etwas im Verein, das Sie besonders stolz macht / etwas, das Sie hervorheben möchten?

Zoltobrocki: Ein einzelnes Projekt hervorzuheben würde allen nicht genannten unrecht tun. Aber ein Beispiel, wie sich auch junge Leute in unserem Verein intensiv beteiligen ist die erste Mannschaft unserer Badminton-Abteilung. Erstmals in unserer Vereinsgeschichte ist es ihr gelungen, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Neben dem sensationellen sportlichen Aspekt einer so hochdynamischen Sportart sind damit aber auch hohe Kosten verbunden, unter anderem für zusätzliche Fahrten zu Auswärtsspielen, Meldegebühren und vielem mehr. Für eine Saison kommt hier schnell ein fünfstelliger Betrag zusammen. Anstatt sich nur auf Förderung durch den Gesamtverein zu verlassen, wurde über ein Crowdfunding binnen kürzester Zeit das gesetzte Ziel erreicht und überboten. Auch zu Zeiten, als keine Zuschauer mehr erlaubt waren, konnte auch dank des Engagements mit Hilfe von Live-Streamings die Heimspiele über das Internet mitverfolgt werden, was sich auch mit mehreren hundert Zuschauer online als richtige Entscheidung bewährt hat. Es ist schön, junge Menschen dazu gewinnen zu können, aktiv zu werden und dabei auch etwas neuen Wind und neue Methoden in den Verein zu bringen.

Und nicht vergessen möchte ich unser Projekt „Aktiv bis 100“, das permanent wächst und auch die sehr Betagten zu unglaublicher Mitarbeit bringt.

Sportkreis: Gibt es ein Sportprojekt (außerhalb Ihres Vereins), das Sie besonders gut finden?

Zoltobrocki: Ich habe von der Heidelberger Ballschule erfahren und diese begeistert mich zurzeit. Gerade mit Hinblick auf unsere Sportangebote im Bereich Tischtennis und Badminton wollen wir uns daher um eine Kooperation bemühen. Aber auch der Frankfurter Sportsommer mit seinen vielen Angeboten, mal was auszuprobieren, begeistert mich total.

Sportkreis: Welche Rolle spielen Sportvereine Ihrer Ansicht nach für Frankfurt?

Zoltobrocki: Sportvereine sind ein eminent wichtiger Bestandteil für Frankfurt. Wo sonst treffen sich Menschen jeglicher Bevölkerungsgruppen unabhängig von Alter, Religion, Herkunft, Wirtschaftskraft oder Geschlechts und können einem gemeinsamen Hobby nachgehen? Wie sonst sollen die jungen Menschen die sozialen Kompetenzen erlangen, als in dem Sport, den sie gerne ausüben und für den sie brennen. Die Rolle der Sportvereine insbesondere für Kinder und Jugendlichen, aber auch für alle berufstätigen Erwachsenen, sollte bei immer fortschreitender Digitalisierung im Alltag nicht unterschätzt werden.

Seinen rund 650 Mitgliedern bietet die TuS Schwanheim viele gesundheitsfördernde Kurse. Aus Sicht ihrer Vorsitzenden leistet der Vereinssport neben der persönlichen Fitness aber auch einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenleben. Fotos: TuS Schwanheim

Hanne Zoltobrocki, gelernte Sportphysiotherapeutin, war bereits von 1983 an für zehn Jahre als Übungsleiterin in Schwanheim aktiv. Seit 2018 ist Zoltobrocki wieder dabei, seit 2019 als Vorsitzende.

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